Paul Julius Kleiber

Die Sprache der stillen Linien und freien Bögen

Proportionen

von Michale Antenberg am 8. Juni 2016, keine Kommentare

Flächen teilende Bögen Nr. 4, Erste Blaue Atelier Mappe Bogen 23, Sommermonate Linienprojekt , Kampen auf Sylt, 1968, Collezione Lambertio.

Flächen teilende Bögen Nr. 4, Erste Blaue Atelier Mappe Bogen 23, Sommermonate Linienprojekt , Kampen auf Sylt, 1968, Collezione Lambertio.

Kleiber hat sich selbst nie in der Rolle des Lehrers gesehen. Deshalb hat er auch ihm angetragene Lehraufträge an Akademien und Hochschulen stets abgelehnt. Im Sommer 1968 war er auf Einladung eines Freundes seines römischen Galeristen für einige Wochen auf Sylt. An den Abenden kam es im kleinen Kreis zu angeregten Gesprächen. Kleiber wurde gefragt, wie man denn bei den Linien ein Gefühl für die Proportion entwickeln könnte. Kleiber zögerte eine einfache Erklärung zu geben, war die Entstehung der Linien bei ihm doch ein vielschichtiger intuitiv getriebener Prozess. Auch meinte er, dass er nicht der Richtige sei, wenn es darum gehe, eine Anleitung zu geben, die befähige diesen Prozess nachzuvollziehen. Was er aber sagen könne sei, dass bei den Linien für die Entwicklung der Proportion die Richtung des Blicks weg von den Linien und hin zu den sich zwischen ihnen bildenden Flächen entscheidend sei. Schaut man sich die Bögen 20 bis 28 der ersten Blauen Mappe vor dem Hintergrund dieser Aussage an, dann wird deutlich, dass sie mehr als eine schnell dahingeworfene Übung sind.