Sie gehörten zu dem von Kleiber bestgehüteten Geheimnis seiner Arbeit, die großformatigen farbigen Atelier Mappen. In ihnen bewahrte er, meist säuberlich datiert und umfangreich beschriftet, alle Skizzen und Einfälle auf. Im Jahr 1987, damals war Kleiber bereits 90, versuchte Claudio Lambertio bei einem Atelierbesuch den hochbetagten Kleiber dazu zu bewegen, ihm eine der Mappen zu verkaufen. Vergeblich. Zum einen war Kleiber immer noch voller Schaffensdrang und die Skizzen und Zeichnungen seiner Mappen waren die Grundlage seiner Arbeit, zum anderen hielt er auch vieles in den Mappen Aufbewahrte nicht für vorzeigbar. Es waren eben nicht nur vollständig ausgearbeitete Entwürfe die sich in den Mappen fanden. Kleiber sah auch in dem unvollkommenen Strich den dahinter stehenden klaren und wertvollen Gedanken. Dass ein mit seinem Werk nicht Vertrauter das genauso tun konnte, hielt er für nicht möglich. Deshalb seine Zurückhaltung.
Nach dem Tod Kleibers konnte Claudio Lambertio aus dem Nachlass einige der Mappen erwerben. In einem Brief an seine Tochter Maria Angelina vom September 1994 schreibt er, dass er über den Inhalt der Mappen überrascht war. Natürlich befänden sich unter den Zeichnungen auch solche, die man nur verstehen könne, wenn man sich mit dem Kleiberschen Werk intensiv beschäftigt habe, einige Bögen seien auch sicherlich ohne den von Kleiber damit verbundenen Gedanken nicht in ihrem Wert einzuschätzen. Aber die überwiegende Zahl der Zeichnungen sei weit mehr als nur eine skizzenhafte Fassung eines Gedankens, der noch auf Ausarbeitung warte.
Wolle man an eine Veröffentlichung denken, und Lambertio tat dies offensichtlich, müsse man sicherlich, so der Sammler, eine Auswahl treffen und es werde vermutlich nicht leicht fallen zu entscheiden, welche Bögen in die Auswahl aufgenommen werden sollten. Lambertio hat, einige Jahre nach dem Erwerb der Mappen, zusammen mit seiner Tochter, eine Veröffentlichung vorbereitet. Die Liste der von ihm ausgewählten Bögen ging verloren und kann deshalb heute nicht mehr als Grundlage für die Auswahl der Veröffentlichung dienen.