Paul Julius Kleiber

Die Sprache der stillen Linien und freien Bögen

Interpretation

von Michale Antenberg am 29. Juni 2015, keine Kommentare

Was Kleiber 1933 aus Dublin mit brachte, war auch damals schon nicht leicht einzuordnen. Einiges, etwa die „Einmal unterbrochene Massivität in Grün“ könne einen heute an den nach 1950 entstandenen Teil des Werks des Letten Mark Rothko erinnern. Franz Meyer, der spätere Direktor der Kunsthalle Bern, der 1952 die Tochter Marc Chagalls heiratet, war 1933 -gerade einmal 14 Jahre alt-, dabei, wie sein Vater, ein Jurist, begeisterter Kunstsammler und langjähriger Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft, die Grafiken direkt von Kleiber erwarb, die dann einige Jahre später im Rahmen eines Tauschgeschäftes in den Besitz Claudio Lambertios gelangten.

In den 1950er Jahren traf Franz Meyer Kleiber in Paris. Claudio Lambertio berichtet das der mittlerweile renommierte Kunsthistoriker den Künstler auf den beim damaligen Kauf bei ihm hinterlassenen Eindruck ansprach und er sich in einer Interpretation der „Trinitätsgruppe“, der Zeichnung, an die er sich noch genau erinnerte, versuchte. Kleiber, wie immer zurückhaltend im Umgang mit ihm nicht bekannten, soll sich dann aber doch recht eindeutig dahingehend geäußert haben, dass es sich bei der Trinitätsgruppe, trotz des Titels, um ein rein abstraktes Werk handele. Insbesondere wehrte er sich gegen eine vordergründig naheliegende religiöse oder spirituelle Interpretation. Auch den Versuch Meyers in den Linien einen Ausschnitt eines Dubliner Stadtplans zu sehen und damit eine Beziehung zu den Joycen „Dublinern“ herzustellen fand Kleiber zwar äußerst amüsant, aber in keiner Weise zutreffend.