Paul Julius Kleiber

Die Sprache der stillen Linien und freien Bögen

Flügelwesen

von Michale Antenberg am 2. Mai 2014, keine Kommentare

Die Serie der Engel, eigentlich mehr Studien für eine Installation als eigenständige Zeichnungen, sind im grafischen Werk Paul Julius Kleibers der einzige belegte Schritt zu einer konkret abbildenden Motivik. Nicht nur thematisch, sondern auch in der Kompliziertheit ihrer Strichführung sind die Engel im Werk Kleibers singulär. In Kleibers grafischem Hauptwerk, insbesondere bei den sinnbefreiten Linien, entsteht eine sich andeutende Figürlichkeit erst durch den als nachträgliches Additivum hinzugefügten Untertitel. Bei den Engeln ist das anders. Hier steht das Motiv vor der Zeichnung und es gestaltet sie. Figürliche Assoziationen und erzählerische Motive sind genuiner Bestandteil des Werkes und nicht nur eine von vielen Möglichkeiten der Interpretation.

Obwohl ursprünglich nur als Studie für eine Wand-Bodeninstallation aus Drähten und transparenten Fäden gedacht, entwickelten die Zeichnungen schnell ein Eigenleben und Kleiber führte sie über den eigentlichen Anlass hinaus fort. Von den insgesamt 12 Bögen der Serien sind in der Collezione Lambertio 7 Blätter enthalten, dazu auch die blaue Mappe, in der Kleiber die Serie aufbewahrte und zu Terminen für die Ausstellungsvorbereitung mitnahm. Erst einige Jahre nach der Ausstellung, und nur auf intensives Bitten Lambertios, hat Kleiber diese Bögen aus der Hand gegeben. Die Zeichnungen waren für ihn offensichtliche ein wertvolles und sehr persönliches Erinnerungsstück.